Der Christkindlesmarkt um 1960

Der goldene Saal

Die Geschichte des Christkindlesmarkts

Vor mehr als 500 Jahren hielten in Augsburg vor Weihnachten die „Lebzelter“ ihren Markt ab. Bald darauf bekamen sie so mächtig Streit miteinander, dass dieser noch am 22. Dezember 1498 Thema einer Ratssitzung war. Solche Streitigkeiten (Unstimmigkeiten bei der Budenbelegung) wollte der Rat offenbar mit künftiger Verlosung und der Festlegung, dass fürhin alle Stände von der Stadt gestellt und gleich sein sollten, aus der Welt schaffen. Dieses belegt, dass es sich um einen regelrechten Markt mit vielen Hütten gleicher Größe handelte.

1538 verbot der Rat den Brauch des Lebzeltenstreichens. Vergebens jedoch – wie eine Schilderung um 1600 zeigt. Am Tag der Unschuldigen-Kindlein (28.12.) zogen die jungen Gesellen mit Ruten umher und schlugen damit den Jungfrauen auf die Waden oder wie damals hieß „um den Lebkuchen“. Das mit der Rute um die Waden streichen sollte den Mädchen Glück bringen. Dafür erwarteten dem Brauch zufolge die Rutenschwinger einen Lebkuchen als Geschenk. Auswüchse hatten 1538 offenbar den Rat zum Verbot veranlasst. Aber noch 1760/70 wird davon berichtet. Es wurde also weiterhin den Jungfrauen um den Lebkuchen gestrichen.

Die Weihnachtsmärkte, auch der von Augsburg, blühten nach der Reformation auf, weil Martin Luther neue Sitten eingeführt hatte. Unter anderem ließ er die Kinder „vom Heiligen Christkind“ und nicht mehr, wie es zu dieser Zeit Brauch war, am 6. Dezember von St. Nikolaus oder am 11. November von St. Martin beschenken. So bürgerte sich bei den Evangelischen die Bescherung am Heilig Abend ein. Dadurch erweiterte sich das Sortiment auf den Weihnachtsmärkten.

In der Barockzeit galt es als chic, Kindern Puppen und Spielzeug aus Ton zu schenken, aber auch Weihnachtskram und Leckereien erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. So fand auch dieses seinen Platz in den Buden des Weihnachtsmarktes. Mitte des letzten Jahrhunderts waren plötzlich Basare sehr gefragt. Vielleicht auch deshalb, weil sie meist in den großen Sälen der Gasthäuser abgehalten wurden und deshalb dem Besucher die Möglichkeit gaben, sich ein wenig aufzuwärmen.

Auch der Augsburger Christkindlesmarkt fand nicht immer vor dem Rathaus statt. Er wanderte im Laufe der Zeit einmal sogar bis in die Außenbezirke der Stadt. Genaueres über die einzelnen Plätze, auf welchen der Augsburger Christkindlesmarkt schon überall stand, sind in der Chronik vermerkt.